Kategorie: ableton live
Ableton Live 10 – Überwinden von Aufnahme-Blockaden mit „Capture“
Am 2. November wurde Ableton Live 10 vorgestellt, nach der nun gestarteten Public-Beta-Phase wird die neue Version ab Frühjahr 2018 für jedermann erhältlich sein. Das umfangreiche Update beinhaltet zahllose Verbesserungen, einen neuen, scharfen 60-Frames-Look, einige brandneue Effekte und sogar einen spektakulären Wavetable Synth – plus, neben vielen kleinen und grossen Workflow-Verbesserungen, die so lange von der User-Gemeinschaft geforderte Gruppen-in-Gruppen-Funktion. Darüber hinaus ist es aber vor allem ein ganz spezielles Feature, welches mir persönlich sofort besonders viel Spass gemacht hat, seit ich vor einigen Monaten die ersten Live 10 Beta-Versionen bekommen hatte: „Capture“.
Was ist Capture?
Wir alle kennen das Phänomen von mentalen Blockaden im Aufnahmeprozess, sobald die „rote Lampe“ leuchtet. Man probiert herum und spielt mit Ideen, und hat man dann etwas gefunden, was einem gefällt (zum Beispiel einen Beat, eine Basslinie oder eine Chord-Abfolge…), ist die Idee plötzlich weg bzw. man kann sie nicht so reproduzieren, wie sie ursprünglich gedacht war. Genau hier kommt „Capture“ ins Spiel. In Version 10 „erinnert“ bzw. speichert Live alle Midi Noten, die mit Computer Tastatur, Ableton Push oder jedem sonstigen Controller in das Programm eingespielt werden.
Wie benutzt man Capture?
Capture funktioniert in der Tat recht simpel: Spiele einfach Deine Musik, ohne Dir Gedanken über das Setup oder den „Aufnahme-Druck“ zu machen. Wenn Du in Ableton Live 10 ein neues Set beginnst, musst Du also weder ein bestimmtes Tempo festlegen, noch das Metronom aktivieren, stattdessen spielst Du einfach los, Live 10 interpretiert deine Eingaben in Sachen Tempo und Länge und kreiert daraufhin einen geloopten Clip. Bäm,fertig. Mich hat es immer ziemlich gestört, dass ich grundsätzlich als ersten Schritt ein Tempo bestimmen und dann entsprechend zum Metronom aufnehmen musste – besonders, seit Ableton seinen Push vorgestellt hatte, dessen Anspruch es ja ist, mehr ein eigenständiges Musikinstrument als lediglich ein Midi-Controller zu sein. Jetzt also kann man seine Beats oder andere Ideen erfreulicherweise ganz einfach frei jammen und sobald man etwas gespielt hat, das einem gefällt und man gerne behalten will, clickt man den „Capture“ Button neben Lives Transport oder drückt am Push die Knöpfe [Record] + [New]. Live erstellt dann einen geloopten Clip, der alle Midi Noten enthält, die Du gespielt hast, seit der betreffende Track ausgewählt und scharf geschaltet wurde bzw. dessen Monitor-Einstellungen auf „in“ stehen und bestimmt das globale Tempo anhand dieses Clips.
Ein paar Regeln von Capture.
Obwohl Capture wirklich einfach zu benutzen ist, will ich hier kurz einige „Regeln“ zum Verhalten dieses neuen Features erläutern, sodass Ihr sein volles Potential ausschöpfen könnt und nicht verwirrt werdet von eventuell unerwarteten Ergebnissen Eures Capturings:
– Damit Capture das globale Tempo des Sets definieren kann, spielt ihr einfach die Noten ein – ohne dass Lives Transport läuft. Capture interpretiert das Eingespielte und errechnet daraus das korrekte globale Tempo und die Länge des neuen Clips.
– Wird ein weiterer Capture-Clip dem Track oder Set hinzugefügt, wird dieser neue Clip wiederum das globale Tempo definieren, vorausgesetzt, Lives Transport läuft nicht.
– Im Gegensatz dazu wird Capture kein neues / sich vom bisher gesetzten globalen Tempo abweichendes Tempo definieren, sollte Lives Transport während eines Capturing-Prozesses laufen.
– Capture liefert die besten Ergebnisse, wenn man die Idee mit einer Note auf der „Eins“ des folgenden Taktes abschliesst.
– Captures Tempo-Analyse-Bereich liegt zwischen 80 und 160 bpm. Sollte Deine Idee sich ausserhalb dieses Bereiches befinden, musst Du sie anschliessend, nach dem Einspielen innerhalb des Tempo-Analyse-Bereichs, entsprechend ändern.
– Hat der erste Capture-Clip eine Länge von z.B. vier Takten, wird Live 10 annehmen, ein weiterer Capture-Clip soll ebenfalls eine Länge von vier Takten haben. Sollte dies nicht gewünscht sein, muss die Clip-Länge im Nachhinein entsprechend angepasst werden.
– Es lässt sich immer erkennen, ob Capture noch etwas „gespeichert“ hat, indem man einen Blick auf den Capture-Button neben dem Transport wirft: Ist der Button ausgegraut, liegt nichts mehr im Capture-Speicher, ist der Button hingegen weiss, bedeutet dies, dass ein Drücken des Buttons eine neue Clip-Kreation bzw. ein Overdub im gewählten Clip zur Folge hätte.
– Ja, auch Overdubs sind mit Capture möglich: Spielt keiner der Clips in einem Track, wird bei Betätigung der Capture-Funktion ein neuer Clip mit der letzten Jam-Idee erstellt; spielt hingegen ein Clip bereits und man jammt darüber, addiert Capture die neu hinzugekommen Noten zu dem bereits bestehenden Clip, erstellt also einen Overdub.
– Hat man zum Beispiel in Track 1 gejammt, hat aber anschliessend die Capture Funktion nicht durch den Button oder die Push-Button Kombination [Record] und [New] genutzt und wechselt dann zu Track 2 und dem entsprechenden Instrument, um dort zu jammen, wird die letzte Capture-Idee von Track 1 aus Capures Speicher gelöscht. Das heisst im Klartext, Capture „merkt“ sich die letzte Idee für einen Track nur solange, bis die Capture-Funktion auf einer anderen Spur mit einer anderen Idee genutzt wird.
Diese „Verhaltens-Regeln“ fühlen sich logisch an und man braucht nicht lange, um sie zu verinnerlichen. In meinem Workflow ist Capture bereits voll integriert, in den meisten Situationen verzichte ich inzwischen auf den „Old School-Weg“ des Record-Button-Drückens vor der Aufnahme einer spontanen Idee.
Mit Capture bietet Ableton Live 10 also ein bahnbrechendes neues Feature, welches die Erhaltung von Sponaneität bei der Kreation von Musik super sinnvoll unterstützt und die bekannte „Angst vor der roten Lampe“ effektiv ausschalten kann.
* Capture ist in allen Versionen von Ableton Live 10 enthalten, von Live Intro über Live Standard bis zu Live Suite.
* Achtung: Ableton Live 10 befindet sich zur Zeit noch in der Beta-Phase, es ist also möglich, dass Eigenschaften des Programms sich bis zur offiziellen Veröffentlichung noch ändern können.
Bum Tschak Groove Lab: Loops Basteln aus einer 2-Mikrofon Aufnahme
wie man aus unaufwändigen drum-audio-aufnahmen – erstellt mit lediglich z.b. einem laptop-mikrofon, einem smartphone oder einem oder zwei drum-mikrofonen – kreative und spannende loops basteln kann, zeigt dieser zweiteilige videoworkshop, produziert exklusiv für bonedo. parallel zu den beiden videos könnt ihr dort den begleitenden text zu teil 1 und teil 2 sehen.
elektronisches drumming 4.0
mit sensory percussion hat die in new york / los angeles ansässige drumtech-company sunhouse eine wahre revolution losgetreten. mit völlig neuartigen sensoren und der dazugehörigen software wird durch diese bahnbrechende technologie aus einem akustischen kit ein komplettes elektronisches instrument – mit ungeahnten möglichkeiten zur sound-manipulation. ich hatte das glück, ein complete-kit mit vier sensoren zu bekommen, welches ich kürzlich auf bonedo.de ausführlich in wort bild & video vorgestellt habe.
warum ableton loop 2015 der hammer war – ein kleiner rückblick
vergangenes wochenende fand in berlin das erste von ableton ausgerichtete event unter dem titel „loop“ statt. drei tage voller workshops, panels, diskussionen, konzerten und begegnungen rund um das thema „music making“ standen auf dem plan.
unmittelbar nach der ankunft am freitag nachmittag im beeindruckenden veranstaltungsort radialsystem v, dem zum kulturzentrum transformierten pumwerk direkt am spreeufer nahe dem ehemaligen mauerverlauf, wurde ich von einem wohligen vibe aus allgemeiner anwesenheits-freude, respekt und einem willen, vorbehaltslos miteinander zu kommunizieren, ummantelt. ich erwähne das so deutlich, weil dies ja nicht immer der fall ist, wenn musiker und andere schaffende aus sogenannten „kreativ-branchen“ aufeinandertreffen.
der einzige redner an diesem ersten tag des summits, vorgestellt von moderator und abletons eloquenz-könig dennis desantis, war niemand geringerer als robert henke, musiker & künstler (monolake), mitgründer von ableton (1999) und u.a. „createur de granulator“. der professor unterhielt und beeindruckte die zuhörer im grossen saal trotz offensichtlicher grippe-qualen mit anektoden und weisheiten und erntete viel applaus für seine ausführungen zum thema „failure = success“.
wie an jedem der drei abende fanden auch an diesem freitag konzerte im loop-rahmen in ausgewählten venues in berlin statt. den anfabg machten james holden & camilo tirado im babylon cinema, neben weiteren acts.
der zweite tag begann so beseelt wie der erste endete, immer wieder galt es zu entscheiden, welches der über-interessanten panels oder workshop-angebote man nun nutzen wollte. diese waren geschickter- und gemeinerweise so getimed, dass es nie zu gleichzeitigen massenwanderungen der teilnehmer kam; für alle gab es immer wieder das dilemma des „was jetzt?“, und somit waren draussen am wasser immer leute zum quatschen und kennenlernen vorzufinden. berlin war gnädig mit uns, das wetter war während des gesamten wochenendes nahezu perfekt.
so kam ich dann z.b. irgendwann mittags dazu, einem panel beizuwohnen, an dem einige der prägenden figuren der elektronischen musik- und instrumenten-technologie teilnahmen: roger linn, entwickler der ersten samplebasierten drummachine (linn lm-1) und der legendären akai mpc workstation, stephan schmitt, gründer von native instruments und kopf hinter dem modularen software-instrument reaktor, carla scaletti, kreatorin der kyma sound design language, sowie ableton ceo gerhard behles, der mitte der 1990er mit zuvor erwähntem robert henke noch die band monolake bildete. wahnsinnig interessant, denen zuzuhören.
natürlich ist es unmöglich, alle runden und workshops, an denen ich teilgenommen habe, hier en detail zu beschreiben – denjenigen, die bei loop 2015 nicht dabei sein konnten und dennoch im nachhinein möglichst viel davon mitbekommen möchten, sei hiermit ans herz gelegt, in naher zukunft immer mal wieder ausschau auf ableton.com zu halten, denn es wurde kommuniziert, dass die einzelnen events, die alle in ton und bild mitgeschnitten wurden, dort bald veröffentlicht werden würden.
nicht nur als künstler bin ich nun seit langem mit ableton verbunden, seit inzwischen sechs jahren bin ich auch als certified trainer unterwegs. somit war es etwas ganz besonderes, am samstag abend, nach den offiziellen events des tages, auf 30 weitere ct’s – eingeflogen aus allen ecken der welt – zu treffen. bei pizza & bier im ableton headquarter lernen sich also die jungs und mädels kennen, die zum teil seit jahren über eine geschlossene gruppe im sozialen netzwerk miteinander kommunizieren, sich gegenseitig tipps und tricks und nerdige kommentare zuschicken, sich bisher aber nie persönlich begegnet sind. aus namen wurden gesichter wurden charaktere. was ein spass. als es dann auch noch für jeden von uns – unter strenger geheimhaltungs-bedingungs-verpflichtung – ein exemplar des neuen mega-controllers ableton push 2 mit auf den heimweg gab (der offizielle launch von push 2 und dem update auf version 9.5 war ja generalstabsmässig erst für den folgenden montag angesetzt), war der tag für mich perfekt.
etwas übermüdet begann also schon der letzte tag von loop 2015, und zwar mit einem frühmorgendlichen event, auf das ich mich ganz besonders gefreut hatte:
eine runde zum thema „on and off the grid – acoustic drummers and electronic music“.
obwohl einer der interessantesten und von mir bewunderten vertreter unserer zunft, der new yorker schlagzeuger zach danziger einer der drei gäste auf dem podium war, war genau diese runde, um ehrlich zu sein, die einzige echte enttäuschung für mich bei loop – und wie ich so mitbekommen habe, ging es damit nicht nur mir so.
die gründe dafür möchte ich jetzt hier nicht genauer ausführen (karma und so..), derjenige, der das für sich selbst beurteilen möchte und auch sollte, kann ja auf die zuvor angesprochene video aufzeichnung auf der ableton webseite warten. mit zach hat meine kritik jedenfalls nichts zu tun.
nach einigen weiteren, tollen gesprächen und kontakt-knüpfungen folgte dann am frühen abend noch der finale paukenschlag: hatte ableton doch während des ganzen wochenendes besonderen wert darauf gelegt, die eigenen produkte in den hintergrund zu stellen und stattdessen den kreativen prozess des musik-machens in all seinen facetten zu featuren,
präsentierte ableton ceo gehard behles zusammen mit seinem führungsteam magische neuigkeiten der company: push2. live 9.5. link.
das war eine keynote mit hohem emotionalen nebeneffekt. nicht nur, weil das update und die neue hardware technologisch schlichtweg überwältigend sind – sondern auch ob des einzigartigen sozialen engagements des unternehmens, ausgedrückt durch die aktion „tausche deine alte push gegen die neue, du bekommst 30% off und ableton gibt alle zurückgegebenen push 1 controller inklusive live-vollizenz an sozial und wirtschaftlich benachteiligte schulen und institutionen weltweit, die ansonsten niemals die möglichkeit hätten, diese technologie zur musik-erziehung und -förderung nutzen zu können – umsonst.“ das war und ist hammer. und auch wenn ich von all dem bereits im vorfeld wusste, war ich echt bewegt, – genau wie ein ganzer saal voller nerds, welche die aktion mit stehenden ovationen würdigte. gerhard selbst schien von dieser unerwarteten reaktion ebenfalls tief berührt.
auch wenn man den gesamten workshop hier sehen kann, gibt die aufzeichnung den geist und die im raum zirkulierenden emotionen nur unzureichend wieder. es war einfach wirklich schön.
für mich war die einladung und teilnahme an ableton loop 2015 hier in berlin eines der schönsten und inspirierensten erlebnisse der letzen jahre. ich bin glücklich und auch etwas stolz, teil der ableton familie zu sein.
prost.
der trommler macht das tempo
in den vergangen jahren war ich immer wieder in kontakt mit andrew robertson vom centre for digital music der queen mary university in london. der begann nämlich schon vor langer zeit, seine vision eines vom live drummer gesteuerten sequenzer tempo in angriff zu nehmen. daraus wurde dann schliesslich das maxforlife patch „b-keeper“, was schon sehr gut funktionierte. und nun ist daraus „beat seeker“ geworden, ein übersichtliches max gerät, dass es ermöglicht, per midi zwischen statischem und variablem tempo hin und her zu switchen. super sache für alle, die sich vom zwang mit click spielen zu müssen, sobald ein sequenzer dazu läuft, befreien wollen.
reverse engineering – innenansichten eines legendären tracks
dj & producer jim pavloff haut uns mit seiner umwerfenden rekonstruktion des prodigy big beat klassikers „smack my bitch up“ aus den socken. bereits im jahre 2009 veröffentlicht und noch mit ableton live 8 produziert, zeigt das video nicht nur alle verwendeten samples und produktionsmethoden, sondern macht auch deutlich, wie genial das original von 1997 wirklich ist – kreiert von einem waschechten wunderkind. immer wieder unglaublich, was grosse ohren, skills, kreativität und ableton live alles möglich machen!
daddeln mit push
ableton live: versteckte neue effekte und geräte unter max 7
mit dem update auf version 9.2 ist nun auch max 7 in ableton live angekommen. und damit auch jede menge neuer max geräte und effekte, darunter auch endlich ein pitch shifter. wie man die neuen helferleins in die library bekommt, erklärt dieser artikel auf ableton.com
bum tschak groovelab: per knopfdruck in tune
mit ableton live, ableton push und clyphx lassen sich stimme und instrumente zusammen per knopfdruck auf eine bestimmte tonart stimmen.